Die Hellenen sind den Sachsen näher, als mancher glaubt.
Ob Steuerhinterziehung, gefälschte Wirtschaftsdaten oder die immer neuen Milliarden für immer neue Rettungsschirme: Wann immer Griechenland derzeit zum Thema wird, ist der Ärger auch in Sachsen groß. Dabei sind die Hellenen dem Freistaat näher, als mancher glaubt. Und das nicht nur, weil es die Sachsen waren, die im Jahr 2007 noch vor Beginn der großen Krisen eine formidable Fast-Pleite hinlegten. Bekanntlich mussten damals die Baden-Württemberger die Sachsen LB retten – so wie heute EU, EZB und IWF die Griechen.
Nein, gemeint ist ein weiterer, fast vergessener Berührungspunkt in der Geschichte beider Länder, an den man sich heute allenfalls noch auf Schloss Weesenstein erinnert. Die Anlage im malerischen Müglitztal bei Pirna verfügt nicht nur über Kuriosa wie Pferdeställe im fünften Stockwerk und mit ihrem Stilmix vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert über zahlreiche Zeugnisse der Regionalgeschichte. Als Lieblingsschloss Johanns von Sachsen (dessen Reiterstandbild heute vor der Dresdner Semperoper steht) weist es auch zahlreiche europäische Bezüge auf. Der Wettiner-Prinz fertigte hier große Teile seiner bis heute gültigen Übersetzung von Dantes „Göttlicher Komödie“ an. Und im Wohntrakt hat sich zum Beispiel eine Panoramatapete mit dem Titel „Die Kämpfe der Griechen“, Zeugnis des im 19. Jahrhundert weit verbreiteten Philhellenismus, erhalten.