Vielschreiber und Tausendsassa

Noch vor einem Jahr sollte das Kraszewski-Museum in Dresden geschlossen werden. Stattdessen hat es nun eine neue Dauerausstellung bekommen. Sie zeigt den polnischen Literaten als rastlosen und vielfach talentierten Künstler. 

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Als das Dresdner Kraszewski-Museum vor einem Jahr geschlossen werden sollte, schien es, als könne die Politik ganz gut auf das deutsch-polnische Gemeinschaftsprojekt verzichten. Erst hatte Polen sämtliche Ausstellungsstücke zurückbeordern müssen, die das frühere Wohnhaus des polnischen Schriftstellers Józef Ignacy Kraszewski seit 1960 bestückten. Grund war ein Gesetz, das historische Kulturgüter nicht mehr länger als fünf Jahre ins Ausland zu verleihen gestattet.

Und als die polnische Seite dann das Gespräch über die Weiterführung des Museums suchte, wollte die entsprechende Post aus der Botschaft in Berlin im Dresdner Kulturrathaus niemand erhalten haben. Stattdessen dachte man in der Stadtverwaltung über mögliche Käufer der idyllisch am Rande der Äußeren Neustadt gelegenen Immobilie mit Gartengrundstück nach.

Dass das Museum nun dennoch weiterbestehen wird, ist vor allem öffentlichem Druck und Polens Kulturminister Bogdan Zdrojewski zu verdanken. Offenbar beflügelt vom „Kraszewski-Jahr“, das das Nachbarland 2012 aus Anlass des 200. Geburtstags des Literaten feierte, gab der Politiker, früher Oberbürgermeister von Dresdens Partnerstadt Breslau, 50.000 Euro für Konzeption und Ausgestaltung einer neuen Ausstellung für Dresden durch das Warschauer Adam-Mickiewicz-Literaturmuseum frei.

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Sein ärgster Feind

Propaganda und Kanonen: Mitten im brandenburgischen „Friedrichjahr“ wirft eine Ausstellung in Branitz ein neues Licht auf einen sächsischen Kontrahenten des Preußenkönigs – den Minister Brühl.

Graf Brühl, porträtiert von Marcello Bacciarelli (um 1745), © SKD_Pückler-Museum

Der eine ein asketischer Philosoph auf dem Thron – hart gegen andere, aber auch gegen sich selbst. Der andere ein gewissenloser Emporkömmling – prunksüchtig, eigennützig, eitel und intrigant. Die Bilder, die sich von Preußenkönig Friedrich II. (1712 bis 1786) und seinem sächsischen Widersacher Heinrich Graf von Brühl (1700 bis 1763) bis heute halten, könnten gegensätzlicher kaum sein.

„1.500 Perücken und keinen Kopf“, so sprach Friedrich über seinen Kontrahenten. „Ohne besondere Fähigkeiten und ohne staatsmännische Einsicht verstand er doch seinen Herrn völlig zu leiten“, hielt Meyers Konversationslexikon anderthalb Jahrhunderte später über den Grafen fest. Und der polnische Schriftsteller Józef Ignacy Kraszewski, der die Sachsen, verglichen mit den Preußen, noch als das kleinere Übel empfinden musste, fällte das kaum mildere Urteil, beide – Friedrich wie Brühl – hätten „Formen des Bösen“ verkörpert. „Brühl“, schrieb er, „war der glänzende Vertreter der Lüge, Friedrich der des Zynismus.“

Ausgerechnet in Brandenburg, wo man in diesem Jahr mit Ausstellungen und Buchveröffentlichungen den 300. Geburtstag Friedrichs begeht, und im nahen Polen wird nun in diesem Sommer in einem dreiteiligen Ausstellungsprojekt des sogenannten europäischen Parkverbunds Lausitz ein Versuch unternommen, an dem sich zuletzt auch einige Brühl-Biografen abgearbeitet haben: dem sächsischen Minister Gerechtigkeit widerfahren zu lassen – und auf Facetten im Verhalten Friedrichs hinzuweisen, die alles andere als aufgeklärt erscheinen.

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