Unser Lernort im ehemaligen Hafttrakt B ist eröffnet

Mehr als 3300 Besucherinnen und Besucher kamen am ersten Wochenende auf den Kaßberg

Das ist ein wichtiges Ereignis für unser Gedenkstättenprojekt: Der neue Lernort im früheren Hafttrakt B des ehemaligen Kaßberg-Gefängnisses in Chemnitz ist eröffnet. Hier und hier finden Sie unsere Berichte und Fotos vom Eröffnungswochenende und hier eine Presse- und Medienschau. Auch die Frankfurter Allgemeine („Ein deutsch-deutscher Ort“) und die 20-Uhr-Ausgabe der Tagesschau berichteten ausführlich.

Das Bild oben zeigt Sachsens Ministerpräsidenten Michael Kretschmer, Sandra Pollom, Enkelin einer Haftinsassin aus der NS-Zeit, unseren Vereinsvorsitzenden Jürgen Renz, die SED-Opfer-Beauftragte beim Deutschen Bundestag, Evelyn Zupke, unseren Vermieter Jens Kroll, Staatsministerin Barbara Klepsch, Bürgermeister Ralph Burghart und Zeitzeugin Elke Schlegel (v.l.) bei der feierlichen Eröffnung sowie Medienvertreterinnen und Festgäste. Unten zu sehen ist ein Blick in den früheren Hafttrakt B. In den einstigen Zellen werden Lebensläufe und Haftschicksale ehemaliger politischen Gefangenen des Kaßberg-Gefängnisses in der Zeit des Nationalsozialismus, in der SBZ- und DDR-Zeit sowie des Häftlingsfreikaufs erzählt.

Die Website des Lern- und Gedenkorts Kaßberg-Gefängnis, deren Bereich Aktuelles ich betreue, finden Sie hier.

Ab in die Tonne

Mein Beitrag zu einer Liste von Vorschlägen für das „Unwort des Jahres“ 2014

Asylkritisch. – Ob „asylkritisch“, „euroskeptisch“, „demokratieverdrossen“ oder „Ukraine-Krise“: Im Zusammenhang mit den neu-alten rechten Bürgerbewegungen von Pegida über AfD bis hin zu den Putinfreunden hat die Nachrichtensprache in den vergangenen Monaten eine Reihe von Beschönigungen erfunden, die mit Fremdenfeindlichkeit, Hass auf die Institutionen, Eurogegnerschaft und Krieg Russlands gegen sein Nachbarland viel richtiger zu übersetzen wären. In dem falschen Bestreben, niemandem wehzutun, sprechen Teile von Politik und Medien so über jene, von denen sie selbst mittlerweile jeden Montag als – zwei weitere Unwörter, wenn auch ganz anderen Kalibers – „Volksverräter“ und „Lügenpresse“ verunglimpft werden. Man zeigt Verständnis für – noch so eine Redewendung – „Sorgen und Nöte“ derer, die in Wahrheit selber Angst, nämlich unter Flüchtlingen und Einwanderern in diesem Land verbreiten.

Gedruckt erschienen in der Freien Presse Chemnitz am 31. Dezember 2014. Die Beiträge der Kolleginnen und Kollegen finden Sie hier.

Eine Affäre mit Mutti

Mein Beitrag zu einer Liste von Vorschlägen für das „Unwort des Jahres“ 2013

Mutti

„Mutti“. – Was hat sich Angela Merkel in diesem Wahljahr nicht alles anhören müssen? Mal ist sie die männermordende Machtpolitikerin, die über Leichen (Stoiber, Öttinger, Guttenberg, Koch, Wulff, Röttgen) geht, mal wird sie als fürsorgliche Glucke apostrophiert. Mal soll sie eine prinzipienlose „Patin“ sein, mal (aus Sicht halb Südeuropas) eine preußische Prinzipienreiterin. Und vielleicht ist das alles auch gar kein Widerspruch. In Wahrheit aber tut Merkel mit ihrer pragmatischen, am Konsens orientierten Politik nur das, was Gerhard Schröder zuvor schon für die SPD geleistet hatte: ihre Partei und mit ihr das Land entideologisieren. Wer hätte vor Merkel von einer CDU-geführten Bundesregierung den Atomausstieg, eine (geplante) Finanztransaktionssteuer und – ein Beispiel aus dem aktuellen Koalitionsvertrag – Verbesserungen für Asylbewerber erwartet?

Erschienen in der Freien Presse Chemnitz am 30. Dezember 2013. Die Beiträge der Kolleginnen und Kollegen finden Sie hier.

Das waren die Nullerjahre

In einer Serie geht die Freie Presse Chemnitz derzeit Phänomenen der Nullerjahre nach. Und vielleicht kann man die Dekade ja als eine der Überwindung alter Gräben ansehen. Denn ob das Jahrhunderthochwasser 2002, die Papstwahl oder auch die Fußball-WM: Mit Vorliebe bei medial begleiteten Großveranstaltungen wurde sich in diesem Jahrzehnt gern über Ost-West-, Konfessions- und sonstige Lagergrenzen hinweg umarmt. Ein Versuch über das neue Wir-Gefühl damals.

Und hier ein anderer Rückblick auf meine Nullerjahre, erschienen in der taz.

20 Jahre Kreuzer Leipzig

Olympia 2012 findet in Leipzig statt. Der Leipziger Hafen hat Anschluss an die Weltmeere gefunden. Papst Benedikt XVI. sorgt für den Wiederaufbau der Paulinerkirche. Der Kreuzer – Das Leipziger Stadtmagazin, hervorgegangen aus der bürgerbewegten 1990er-Gründung DAZ („Die Andere Leipziger Zeitung“), feiert zwanzigsten Geburtstag und kündet von „Ereignissen, die wir uns gewünscht haben“.

Meinen „Bericht“ vom Suhrkamp-Umzug in die alte Buch- und Messestadt lesen Sie nicht im Netz, aber gedruckt in der Jubiläumsausgabe. Jetzt am Kiosk und im Bahnhofsbuchhandel.

Kreuzer Cover 06_2011

„Bilder beeinflussen unsere Demokratie“

In Chemnitz findet gegenwärtig eine Fachtagung der Gesellschaft für interdisziplinäre Bildwissenschaft statt. Der Chemnitzer Philosophieprofessor Klaus Sachs-Hombach spricht im Interview (für die Freie Presse Chemnitz) über die Macht der Bilder, symbolische Politik und das Verhältnis von Emotion und Argument.

„Unser Nachkriegsmodell der Demokratie ist von Jürgen Habermas geprägt. Es sieht vor, dass es einen rationalen Diskurs gibt und eine Öffentlichkeit, in der Entscheidungen nach Abwägung von Interessen getroffen werden. Heute scheint es aber vielmehr so zu sein, dass – was Niklas Luhmann beschreibt – sehr viel stärker Bilder in das öffentliche Bewusstsein treten und diesen rationalen Diskurs ablösen.“

Wenn Politik die Medien lenkt

Die Münchner Kommunikationswissenschaftler Michael Meyen und Anke Fiedler versammeln in ihrer Studie „Die Grenze im Kopf“ Interviews mit DDR-Journalisten und zeichnen ein vielstimmiges, differenziertes Bild der damaligen Medien. Zur Gegenwart der Vergangenheit aber fragen sie nicht.

Lesen Sie hier meine Rezension für die Freie Presse Chemnitz.

„Was sollen sie denn anderes tun?“

Die Leipziger Japanologin Steffi Richter spricht im Interview (für die Freie Presse Chemnitz) über die japanische Katastrophe, westliche Vorurteile und die Notwendigkeit zu helfen.

„Wenn eine hoch entwickelte westliche Gesellschaft von solchen Katastrophen betroffen ist, ist man geneigt zu glauben, es brauche solche Hilfe nicht. Aber das stimmt nicht. Die Solidarität ist dringend nötig.“

Eine Möglichkeit zu spenden gibt es zum Beispiel hier und hier.

Eine Rettungsschirmwarnung

Mein Beitrag zu einer Liste von Vorschlägen für das „Unwort des Jahres“ 2010

„Unesco-Brücke“. – Ursprünglich auf ein Kompromissangebot im Dresdner Brückenstreit bezogen („Goldene Brücke“), wird der klangvolle Titel im Internet mittlerweile mitunter für den Stein des Anstoßes – die Waldschlösschenbrücke selbst – gebraucht. Recht so! Man sollte für viele Dinge neue Namen finden. Wie wäre es, wenn wir Autobahnen in Zukunft Landschaftsschutzstreifen und den ADAC einfach Christlicher Verein Junger Männer nennen?

Erschienen in der Freien Presse Chemnitz vom 31. Dezember 2010. Die Beiträge der Kolleginnen und Kollegen finden Sie hier.

„Es wird über die Bande der Öffentlichkeit gespielt“

Der Dresdner Kommunikationswissenschaftler Wolfgang Donsbach spricht im Interview (für die Freie Presse Chemnitz) über die Berichterstattung im Fall Kachelmann und den Einfluss der Medien auf ein mögliches Urteil.

„Beide sind einander auf verschiedenen Feldern überlegen. Das führt auch dazu, dass wir in verschiedenen Medien unterschiedliche Einschätzungen haben.“